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Hallux valgus – wenn sich die Zehen krümmen …

Ben David Hirsch • Nov. 09, 2021

Hallux valgus – wenn sich die Zehen krümmen …

Es ist ein ausgesprochen weibliches Problem: Der sogenannte Hallux valgus, auch Ballenzeh genannt, betrifft im Rahmen aller auftretenden Fälle zu etwa 90 Prozent Frauen. Er ist eine der häufigsten Zehenfehlstellungen und nimmt mit dem Alter deutlich zu. Der Hallux valgus ist leicht zu erkennen: Er tritt oft an beiden Füßen gleichzeitig auf, und die jeweilige Großzehe knickt dabei aus der normalen geraden Stellung hinaus zur Fußaußenseite ab. Gleichzeitig zeigt die Großzehenspitze nach innen und verdrängt oder überlagert die zweite Zehe (Valgus-Stellung), die sich dadurch ebenfalls verformen kann. Auch die anderen Zehen können in Mitleidenschaft geraten und insgesamt ein „schiefes“ Bild abgeben. Gerade im fortgeschrittenen Alter kennen speziell Frauen dieses Phänomen, das mit Schmerzen und Druckstellen verbunden sein kann, aber nicht muss.


Die Ursachenforschung ist nicht ganz leicht

Es führen mehrere Einflüsse dazu, dass sich ein Ballenzeh entwickelt. Es gibt Menschen, die genetisch bedingt anfälliger sind. Aber auch ein schwaches Bindegewebe und Gelenkerkrankungen wie eine Arthritis können dieser prägnanten Fehlstellung Vorschub leisten. Auch verkürzte Achillessehnen und Wadenmuskeln sowie eine schwache Fußmuskulatur begünstigen den Hallux valgus. Ebenso kann er sich aus einem Spreizfuß oder einem Knick-Senk-Fuß entwickeln. Was manche(n) überraschen wird, ist der Fakt, dass entgegen häufigen Vermutungen zu enge Schuhe nicht automatisch Hauptauslöser des Ballenzehs sind. Allerdings können sie die Symptome verstärken – vor allem Schuhe mit hohen Absätzen und spitz zulaufendem Vorderfußbereich begünstigen das Krankheitsbild. Eine Schwangerschaft, spezielle Medikamente oder Krankheiten können ebenso Mitverursacher sein, genauso wie häufiges Stehen, Rheuma und nicht zuletzt Übergewicht das Risiko erhöhen.


Interessant zu wissen ist auch, dass der Hallux valgus fast immer zusammen mit einem Spreizfuß auftritt, da beide Fußformveränderungen sich im Laufe der Zeit gegenseitig im Verlauf negativ beeinflussen. 


Bei andauenden Schmerzen den Orthopäden in Potsdam aufsuchen!

Es müssen beim Hallux valgus nicht zwangsläufig Beschwerden auftreten; selbst bei deutlich sichtbarer Fehlstellung lässt sich durch entsprechendes Schuhwerk der Alltag schmerzfrei „angehen“. Allerdings führt die dauernde Fehlbelastung zur frühen Abnutzung der Gelenke. Einhergehende, mögliche Beschwerden können sein:


  • Schleimbeutelentzündung
  • Hühneraugen (Clavus)
  • Schmerzen im Bereich des Großzehengrundgelenkes
  • Auftreten von Schwielen
  • Vermehrte Hornhaut
  • Geröteter Ballen


Sollten sich die Schmerzen auf die kleinen Zehen oder unter den Vorfuß ausbreiten, empfiehlt es sich dringend, spätestens jetzt einen Termin mit Ihrem Orthopäden in Potsdam auszumachen, auch wenn der Ballen selbst nicht schmerzt.


In der Orthopädie-Praxis wird dann geprüft, ob der Ballen vorgewölbt ist und wie beweglich die Zehen sind. Auch achtet der Arzt auf Anzeichen für eine Arthrose. Um das Gesamtbild zu vervollkommnen, wird der betroffene Fuß geröntgt.


Ein Hallux valgus kann sich in der Ausprägung immer mehr verstärken; eine Behandlung ist allerdings nur nötig, wenn Beschwerden einsetzen. Begleiterkrankungen wie möglicherweise Rheuma, Diabetes mellitus oder Gefäßerkrankungen werden bei der Wahl der Behandlungsform berücksichtigt. Verschiedene konservative, adäquate Methoden werden zur Linderung der Beschwerden angeboten:


  • Krankengymnastik: Die Fußmuskeln werden durch entsprechende Übungen gestärkt und gedehnt.
  • Schienen: Durch sie soll der große Zeh mittig gehalten und auch das Fortschreiten des Hallux valgus verlangsamt werden. Die Schienen werden zumeist nachts getragen.
  • Geeignetes Schuhwerk: Flache Schuhe werden dringend empfohlen, und zwar solche, die allen Zehen genügend Platz lassen. Stützende Einlagen, eine Ballenrolle an der Schuhsohle und Ähnliches können die Zehen wirkungsvoll entlasten. Auch öfter mal barfuß laufen ist zu diesem Zweck ein probates Mittel.
  • Schmerzmittel: Entzündungshemmende Medikamente und/oder Salben kommen auch infrage; Tabletten sollten allerdings nur für kurze Zeit eingenommen werden. 


Sollten die Beschwerden weiterhin massiv und dauerhaft anhalten, kann möglicherweise eine Operation zur Linderung beitragen. In diesem Rahmen werden Fehlstellungen korrigiert, um so die Ursache der Beschwerden zu beseitigen. Es gibt jedoch keine Garantie auf eine sich anschließende Beschwerdefreiheit und es besteht immer das Risiko von Nebenwirkungen.


Daher empfiehlt es sich, den Hallux valgus von vorneherein zu vermeiden, indem man eher zum bequemen und flachen Schuh greift, möglicherweise Einlagen trägt und Übergewicht vermeidet.

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